Als sich vor etwa 45 Millionen Jahren die Bruchschollen des Rheingrabens abzusenken begannen, nahmen Flusssysteme ihren Lauf auf, die dem neu entstehenden Gefälle am Gebirgsrand folgten und in die Ebene entwässerten. Vor 30 Millionen Jahren, als auch der nördliche Teil des Grabens stärker absank, dürfte sich ein „Ur-Neckar“ im Raum Heidelberg gebildet haben, dessen Quellgebiete in dem sich empor wölbenden Odenwald lagen.
Da der Absenkungsprozess des Rheingrabens und die Odenwald-Heraushebung anhielten, musste sich der Ur-Neckar zunehmend in die Gesteinschichten des Mittelgebirges einsägen; genug Erosionskraft war durch das starke Gefälle zum Vorfluter Rhein vorhanden. Nach und nach konnte der zunächst kleine Fluss seinen Lauf verlängern, indem das Quellgebiet immer weiter zurückverlagert wurde: der Prozess der rückschreitenden Erosion.
Allmählich wurden dabei auch einige Nebenflüsse, die ursprünglich in südliche Richtung zur Donau hin entwässerten, angezapft und eine großräumige Flussumkehrung trat ein. Nicht auszuschließen ist, dass der spätere Nebenfluss Itter einst der Oberlauf eines größeren südlich abfließenden Systems war, der in den westlich entwässernden Ur-Neckar umgeleitet wurde. Auch der scharfe "Neckar-Knick" bei Eberbach spricht für eine solche Flussanzapfung im Bereich der heutigen Ittermündung.
Der Neckarlauf hatte also eine große Erosionskraft und konnte stark in die Tiefe erodieren, während manche seiner Nebengewässer, einige kleine Bäche, noch heute dabei sind, ihr Tal einzutiefen, teils über steile Wasserfallstufen hinweg: die Wolfschlucht und die Margaretenschlucht entstanden. Solche Klingen, wie tiefe Kerbtäler in Deutschlands Süden genannt werden, sind Zeitmarken der Flussgeschichte und gehören zum charakteristischen Formenschatz der Neckartal-Geologie.
Alle Fotos - Copyright: Michael Hahl
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