14. August 2007

Durch das felsige Tal der Feuersalamander

Der geologische Margaretenschlucht-Pfad lädt zum Landschaftserlebnis ein

"Unsere Erde ist ein lebendiger Planet. Berge, Täler und Flüsse scheinen ihren festen Platz und ihre dauerhafte Form zu haben. In Wahrheit ist alles in Bewegung.“ Mit diesen Worten empfängt der neue Margaretenschlucht-Pfad in Neckargerach seine Besucher. Damit beginnt eine Wanderung von etwa drei Kilometern, eine Reise durch die Erdgeschichte, auf der man an elf Tafeln die landschaftlichen Geheimnisse rund um die Sandstein-Schlucht entdecken kann. Der Landstrich ist ohnehin sehenswert und abwechslungsreich, denn die Ausblicke über das Flusstal, die atmosphärische Stimmung in der Schlucht, die markanten Felswände und die charakteristische Vegetation sorgen für atemberaubende Augenblicke. Bereichert mit den anspruchsvoll gestalteten Tafeln des Naturparks Neckartal-Odenwald verschmilzt das pure Naturerlebnis mit spannendem Wissen, geschliffenen Worten und anschaulichen Illustrationen. Im Juni wurde er eröffnet, der Margaretenschlucht-Pfad, und seither lädt er Wandergruppen und Familien zur Erkundung ein.


Von der Buntsandstein-Zeit erzählen die ersten Tafeln, und von „Pangäa“, dem Riesenkontinent, in dem vor 250 Millionen Jahren noch die gesamte kontinentale Landmasse vereinigt war. Dort trugen nordwärts strömende Flüsse Sand aus südlichen Gebirgen heran, schoben die Ablagerungen über eine wüstenhafte Ebene und stapelten sie nach und nach Hunderte von Metern übereinander. Seither hat sich die Landschaft vollends gewandelt. Aus den Flussablagerungen Pangäas ist längst das rötliche Gestein unseres Buntsandstein-Odenwaldes geworden, wie die Tafeln erläutern. Nun öffnen sich weitere Kapitel der örtlichen Erdgeschichte, die Geburtsstunde des Neckartals steht jetzt im Fokus der Betrachtung: Als kleines Flüsschen begann der wilde Neckar vor gut und gern 30 Millionen Jahren, allmählich konnte er seinen Lauf verlängern und sich tief in die Sandsteinschichten einsägen. Heute ist er gezähmt, eine stauregulierte Schifffahrtsstraße. Die Pulttafel mit Blick auf die Guttenbacher Staustufe demonstriert, wie hier große Binnenschiffe geschleust werden.

Dann geht es in die Schlucht, dem Kern des geologischen Themenweges. Unmittelbar verändert sich die Atmosphäre der Landschaft – und die Stimmung des Wanderers gleich mit. Eine wilde Nische mit schroffen Felsen trifft man hier an, die auch heute noch, in unserer erdgeschichtlichen Gegenwart, von den Wasserfällen des kleines Flursbaches abgetragen werden. Das stille Naturschutzgebiet scheint den Farnen und Feuersalamandern zu gehören. Wo der wirtschaftende Mensch an die Grenzen seiner Möglichkeiten stößt, da beginnt der Raum für die Wildnis. Die Geheimnisse der Schlucht werden mit knappen Worten und geschickten Pinselstrichen auf den Punkt gebracht, ohne den Schluchtwald zum Schilderwald zu machen. Am oberen Ausstieg setzt bald wieder eine ganz andere, weitflächige Landschaft ein: der Hohe Odenwald. Den Besucher erwarten Überraschungen, eine Tafel mit Guckloch zum Beispiel; wer durchschaut, entdeckt den Mittelberg, um den einst der Neckar eine längst trockengefallene Flussschleife bildete. Den kleinen Entdeckern dient ein Sandsteinblock als Stufe, um auch an dieser Station auf der richtigen Höhe zu sein und den Durchblick zu haben.

Eine runde Sache ist der Margaretenschlucht-Pfad, ein Wandererlebnis mit Sinn für Details. Idee und Konzept, die Texte und die Auswahl der Illustrationen stammen vom geotouristischen Planungsbüro „Michael Hahl – proreg“, die zeichnerische Ausführung sowie die Entwicklung eines eigenen Logos übernahm Grafikerin Gabriele Henn. In Zusammenarbeit mit dem Naturpark Neckartal-Odenwald und der Gemeinde Neckargerach sowie in konstruktiver Absprache mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe und unter tatkräftiger Mitwirkung des örtlichen Bauhofs ist ein eindrucksvolles Ausflugsziel entstanden. Die Anreise lohnt sich, ob mit der S-Bahn an den Neckargeracher Bahnhof, oder mit dem Auto an einen der beiden Pkw-Parkplätze. Einen trockenen Tag sollte man sich für seinen mindestens zweistündigen Besuch allerdings wählen, denn die Schlucht hat alpinen Charakter und kann bei Regen rutschig und unbegehbar sein; gutes Schuhwerk ist immer Pflicht. Eines kann man beim Rundgang über den Margaretenschlucht-Pfad ebenfalls einplanen: die Ruhepause an der „Zeitstation Gegenwart“, der letzten Tafel am Gickelsfelsen, wo zwei neu errichtete „Waldsofas“ mit Ausblick übers Neckartal zum Entspannen einladen.

Weitere Informationen: Gemeinde Neckargerach, Telefon 06263/4201-0, Homepage: www.neckargerach.de oder Naturpark 06271 / 72985, Homepage: www.naturpark-neckartal-odenwald.de - Buchungen von Gruppenführungen und Anfragen zur Konzeption weiterer Themenwege direkt bei Michael Hahl - proreg möglich.

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