17. Mai 2015

Bitte alle umsteigen - ab jetzt fährt proregnews eingleisig weiter!

Seit längerer Zeit führe ich diesen Weblog parallel auf zwei Plattformen: ein Mal genau hier und ein zweites Mal auf www.proreg.de. Neuerdings verzichte ich auf den aufwändigen Doppeleintrag und bitte alle meine geneigten Leser: Folgen Sie mir unauffällig - hier geht es weiter ...

12. Januar 2015

Projektjahr 2014 - Blick zurück und nach vorne

Bevor der Januar weiter eilt wird es Zeit für einen beruflichen Jahresrückblick: Auch 2014 war ein prall gefülltes Jahr. Mehrere Projekte fanden im Laufe der vergangenen zwölf Monate ihren Abschluss, flankiert von wissenschaftlichen Recherchen und Geländearbeit, last not least ergänzt von einem in hohem Maße fachlich ausgerichteten bürgerschaftlichen Engagement. Hinzu kommt die Konzentration auf Studien, Fortbildung und Kompetenzerweiterung. Nachfolgend eine Jahresauswahl verschiedener Handlungsfelder ...


 Hochwasser-Pfad Neckargemünd

Im Oktober wurde der "Hochwasser-Pfad Neckargemünd" eingeweiht. Der Geopfad mit elf Naturpark-Tafeln geht - wie schon zuvor andere Themenwege der Region - auf meine Idee und Initiative zurück: Bereits im Jahr 2012 trat ich mit der Projektidee, die Neckarhochwasser sowohl aus der stadthistorischen als auch der geographischen Perspektive verstehbar und erlebbar zu machen, an den Stadtrat heran. Die Realisierung des Themenwegs wurde einstimmig beschlossen. Meiner Empfehlung, die Umsetzung über Fördermittel des Naturparks Neckartal-Odenwald zu gestalten, wurde ebenfalls zugestimmt.

 

Nach und nach konnte mit den Arbeiten begonnen werden, mit zwischenzeitlichen Unterbrechungen waren schließlich alle Tafeln fristgerecht im Spätsommer 2014 fertiggestellt. Neben Idee und Konzept sorgte ich mit meinem Projektbüro für die fachliche Recherche inklusive Archivarbeit und für das Themenarrangement. Ich verfasste die wissenschaftsjournalistischen Textbausteine und stellte die Bildvorlagen für alle Tafeln zusammen, teils aus Fachliteratur, teils entwickelte ich eigene Illustrationen und Visualisierungen. Die Bildvorlagen wurden in der Eberbacher Naturpark-Werkstatt von der freiberuflichen Grafikerin Gabriele Henn - im kontinuierlichen Austausch mit mir - gekonnt ins Bild gesetzt, nach vielen gemeinsamen "Tafel-Werken" eine mittlerweile schon bewährte Zusammenarbeit. (kleines Bild: Auszug aus der Rhein-Neckar-Zeitung)

Auch Streckenplanung und Auswahl der Tafelstandorte oblagen meinem Büro, natürlich in enger und sehr guter Kooperation mit der Stadt Neckargemünd. Die 2,5 km lange Strecke des Themenwegs verläuft beidseitig an den Ufern des Flusses, zunächst im Bereich der Altstadt und des Neckarlauers, dann weiter auf der Kleingemünder Neckarseite. - Die feierliche Eröffnung fand am 18. Oktober 2014 statt. - Zur Einweihung wurde zudem ein schönes Faltblatt über den "Hochwasser-Pfad" vorgelegt, das ich ebenfalls mit meinem Projektbüro realisierte, in Kooperation mit dem Büro "Zemelka Internetwork", das Grafik und Druckvorlage wie schon bei unserer Broschüre zum "Eberbacher Pfad der Flussgeschichte" zuverlässig umsetzte.

Mit dem Hochwasser-Pfad Neckargemünd wurde ein ureigenes Thema einer Stadt am Fluss geotouristisch inszeniert, das zwischen Naturkatastrophe und Faszination pendelt. Für einen Fluss wie den Neckar ist Hochwasser ganz gewöhnlich; erst wenn der Mensch an seinen Ufern lebt, kann das Naturereignis zur Katastrophe werden. Es liegt im Wesen eines Fließgewässers, dass es nicht immer dieselbe Abflussmenge führt. Je nach Niederschlag und Bodensättigung, Bodenfrost und Schneeschmelze, Relief und Einzugsgebiet schwillt ein Flusslauf an und wieder ab. Zudem überlagern Einwirkungen des Menschen die natürlichen Vorgänge. - Besuchen Sie doch mal diese elf Tafeln in Neckargemünd!


Neukonzeption einer Dauerausstellung im Besucherzentrum des Naturparks Neckartal-Odenwald


Einige Wochen zuvor - am 13. September 2014 - fand in Eberbach die Eröffnung der neueingerichteten Ausstellung im Besucherzentrum des Naturparks Neckartal-Odenwald statt. An der Konzeption für die komplett neu gestaltete Dauerausstellung war ich mit meinem Projektbüro maßgeblich beteiligt, zusammen mit der Werbeagentur SchreiberGrimm; weitere Ideen wurden im Projektverlauf von der neuen Geschäftsleitung des Naturparks eingespeist. Die ganz "großen Sprünge" waren aufgrund der finanziellen Begrenzung freilich nicht möglich - "pfiffig, aber bezahlbar" sollte die neue Ausstellung sein. Die Messlatte des materiell Machbaren ist zur Beurteilung immer heranzuziehen, doch auch wenn keine kostenintensiven technischen Equipments möglich waren wie bei manch einem anderen Besucherzentrum oder Museum, braucht sich das Resultat keineswegs zu verstecken:

Die Neueinrichtung verknüpft berührbare, bespielbare, begehbare Bausteine aus der interaktiven erlebnispädagogischen Kategorie mit einigen IT-gestützten Modulen sowie Text- und Bild-Bannern zur hintergründigen Erläuterung. Verschiedene Themenräume schaffen den Besuchern einen geordneten Überblick zur regionalen Erdgeschichte, zur Kulturgeschichte und Nutzung der Landschaft, zur Artenvielfalt, zum Wald und weiteren wesentlichen Aspekten im Naturpark Neckartal-Odenwald. - Nach der Konzeptionserarbeitung war ich mit meinem Büro für das Projektmanagement zuständig, um das Grundkonzept zu verfeinern und die Basics für die Umsetzung zu schaffen, bis hin zur Vorlage mehrfacher Vergleichsangebote diverser Firmen und Spezialanbieter, die schließlich von der Geschäftsleitung ausgewählt wurden.

Im Anschluss bestand meine Arbeit in der Anfertigung sämtlicher Texte für die Banner sowie für ein TouchScreen-Modul. Insgesamt wurden von mir rund dreißig Textbausteine zu vielfältigen Themen der Region verfasst - jeder für sich ein auch stilistisch hochwertiger wissenschaftsjournalistischer Kurzartikel, auf knappes Banner-Format oder etwas ausführlicheres TouchScreen-Format komprimiert. Zusammen genommen und mit Fotos ausgestattet wäre dies - wie schon bei vielen anderen schriftstellerischen Bearbeitungen für Geopfade usw. - einmal mehr ein schönes kleines Buch geworden; sie finden die Seiten meines "Buches" sozusagen aufgeblättert im Naturparkzentrum. - Weiterhin wurden von mir drei Hörspiele verfasst, Neuarrangements regionaler Sagenmotive, die schließlich im Tonstudio von Hartmut Höfele mit Sprechern umgesetzt und aufgenommen werden konnten. Sie können den Hörspielen im "Relax"-Raum des Besucherzentrums lauschen; einen Vorgeschmack bekommen Sie hier:
M.Hahl 2014: Der wilde Jäger vom Odenwald

Exkurs: Sehr begrenztes Verständnis habe ich offen gestanden dafür, dass der Autorenname in der Ausstellung nicht genannt werden sollte. Ein Impressum mit Namensnennung unter "Kleingedrucktem" auf einer Bergüßungstafel wäre hier im Sinne einer konstruktiven Arbeitsethik sicherlich der angemessene Weg, um Kompetenzen und Leistung, nicht zuletzt auch das übliche Autorenrecht zu würdigen. Wenn - fachlich wie schriftstellerisch - ein gewisser beruflicher Bekanntheitsstatus erreicht ist, sollte Autorennennung eine selbstverständliche Umgangsweise sein, die letztlich einer guten Zusammenarbeit und den gemeinsamen Aufgaben und Zielen dient. Es gibt einen Unterschied zwischen üblicherweise "namenlosen" Textern beispielsweise in der Werbebranche und wissenschaftsjournalistischen Autoren, die auf ihren Gebieten zu Experten geworden sind. Auf angemessene autorengerechte Berücksichtigung sollte im Rahmen einer wechselseitigen Wertschätzung demgemäß strikt geachtet werden; ich bin der festen Überzeugung, dass sich diese Vorgehensweise letztlich für alle Beteiligten "auszahlt". Im Übrigen gilt das hier im Exkurs Genannte natürlich gleichermaßen für andere am Produkt Beteiligte.

Inhaltlich wurden von mir viele Module für die Ausstellung konzipiert und initiiert. Die Herangehensweise, trotz überschaubarem Etat die charakteristischen Themen darzustellen, hat durchaus einen eigenen Reiz; mir gefällt beispielsweise die Idee, mit einem "Lithophon" aus dem klingenden Gestein Phonolith, das am Vulkanrelikt Katzenbuckel zu finden ist, Erdgeschichte als Klangspiel zu inszenieren: Aufwand und Anwendung stehen in einem effektiven Verhältnis - "pfiffig, aber bezahlbar". Die komplette Ausstellung ist als Gesamtwerk vieler Akteure zu verstehen - ein Mosaik, das sich zu einem eindrucksvollen Innenerlebnis der Außenlandschaft unter dem Dach des historischen Thalheimschen Hauses in der Eberbacher Altstadt formiert. Lassen Sie sich überraschen! Ein Faltblatt des Naturparks Neckartal-Odenwald umfasst einige Eckdaten zum Besucherzentrum.


Verschiedene geotouristische Projekte

In das Projektjahr 2014 fielen weitere geotouristische Bearbeitungen, eine davon betrifft die Langenbrückener Posidonienschiefergrube in Bad Schönborn. Hier wurden bislang Textbausteine für vier große Tafeln von mir bearbeitet, die geologische und bergbauhistorische Besonderheiten wissenschaftsjournalistisch aufbereiten, unter anderem die Entstehung der Langenbrückener Senke, einem enizigartigen Juragesteinsvorkommen am Rheingrabenrand, in dem sich auch die Posidonienschiefergrube befindet, ein ungewöhnliches Bergbaurelikt aus der Frühzeit von "HeidelbergCement". Projektabschluss ist für 2015 vorgesehen.


Foto: Phonolith heißt das magmatische Hauptgestein des Katzenbuckels. Es wurde als "Gestein des Jahres 2014" ausgewählt. - Ab Sonntag, 15. Juni, finden wieder Geoexkursionen am Waldbrunner "Feuerberg" statt ... *klick* http://www.proreg.de/index.php/news-reader-blog-proreg/items/Phonolith_2014_Katzenbuckel.html

Natürlich spielte auch dieses Jahr wieder der Katzenbuckel, mein vulkanologischer "Nachbarberg", eine besondere Rolle, nicht nur beruflich übrigens. Nachdem ich bereits in den Vorjahren die "Lehrpfad"-Tafeln Nr. 5 ("Vulkanische Bombe oder Verwitterungsform?"), Nr. 7 ("Steinbruch am Gaffstein") und Nr. 10 (am Gipfelfelsen) komplett neu bearbeiten sowie (zur Ausweisung als "Geotop des Jahres 2013) zwei Faltblätter zum Odenwälder Vulkanrelikt verfassen (bzw. eines davon für den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald zusammen mit Dr. Jutta Weber mitverfassen) konnte, war es im vergangenen Jahr Zeit für die Doppeltafel 3 am Katzenbuckel-See, die allerdings rein fachlich und textlich neu entwickelt wurde, während das Tafel-Material und die bisherige Illustration im Wesentlichen erhalten blieb.

Diese Tafel-Neubearbeitungen am Katzenbuckel waren nicht allein aufgrund restaurativer Notwendigkeiten dringend erforderlich, auch geowissenschaftlich waren hier einige Aspekte korrekturbedürftig und wurden zudem gemäß neuerer Forschungsbeiträge aktualisiert. Zum jetzigen Stand betrachte ich den nachgebesserten "Vulkanpfad" am Katzenbuckel als gut gelungen und geowissenschaftlich belastbar. Besuchen Sie ihn doch (wieder) mal! Vielleicht auch auf einer Geoexkursion mit mir, die ich im Auftrag der Gemeinde Waldbrunn als IHK-zertifizierter Geopark-Ranger durchführe. Die Termine 2015 werden auf www.proreg.de noch bekannt gegeben; die Geotouren sind auch von Gruppen, Schulklassen usw. buchbar. Die Exkursionen im ersten Halbjahr sehen Sie hier (bitte das Poster anklicken):



Geotouristisch ausgerichtet ist natürlich auch meine Konzeption für eine Route der Sandsteinbrüche, deren Machbarkeit in der Stadt Eberbach derzeit noch geprüft wird; im Jahr 2015 ist noch einmal ein Anlauf vorgesehen. Ob das Projekt hier eine Chance hat, wird sich dann zeigen.


Geotourismuskonzeption für die Gemeinde Freisen (LK St. Wendel)

Für die Gemeinde Freisen im saarländischen Landkreis Sankt Wendel war ich nicht nur mit dem von meinem Projektbüro im Auftrag eines Saarbrückener Partners bearbeiteten "Achatweg" tätig, der bereits 2011 eingeweiht wurde. Nachfolgend war ich mit dem Themenschwerpunkt "Geotourismus" zudem Mitautor einer 93-seitigen "Tourismuskonzeption Freisen", die wiederum in Kooperation mit ARGUS concept, Saarbrücken, im Jahr 2014 dem Gemeinderat vorgelegt wurde.

Weniger "geotouristisch", dafür ein - wie ich finde - sehr interessanter Baustein für eine zukunftsfähige Regionalentwicklung ist eine Projektidee, die ich bereits im Herbst 2013 entwickelte und im Februar 2014 dem Eberbacher Stadtrat vorstellte.


Präsentation des Konzepts "Kulturlandschaftszentrum Breitenstein"


Es ging dabei um die historisch gewachsene Kulturlandschaft Breitenstein. Für den leerstehenden Breitensteinhof und die dazu gehörenden Grundstücke sollte ein Konzept und auch ein Pächter gefunden werden. Da ich die Bedeutung dieser besonderen und selten gewordenen extensiven Kulturlandschaft für die Region gar nicht zu hoch bewerten könnte, wollte ich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es hier um mehr geht als um eine mehr oder weniger private "Belegung" und Sanierung eines etwas heruntergekommenen, ehemals landwirtschaftlich genutzten Betriebsgebäudes. Mein Konzept titelte: 

"Kulturlandschaftszentrum Breitenstein. Landschaftspflege und Tourismuswirtschaft durch ein partizipatorisches Nutzungsmodell auf Basis genossenschaftlicher Organisation". Die Feinheiten meines Ansatzes haben an dieser Stelle nichts verloren. Ergebnis meiner Präsentation war: Das Konzept kam zwar in die engere Auswahl, wurde aber von den Ratsmitgliedern abgelehnt, vermutlich gemäß Motto: Lieber die Taube in der Hand. Eine Umsetzung des Projekts wäre in der Tat sicherlich aufwändiger geworden als eine schnelle Lösung, die man - was angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen durchaus zu verstehen ist - favorisierte, denn die Mittel des kommunalen Auftraggebers sind nach wie vor äußerst begrenzt. Auch wenn die Konzeption in sich schlüssig und mit einem umfassenden Denkansatz zeitgemäßer Regionalentwicklung ausgestattet ist, so war sie möglicherweise - wie ich vermute - für den Ort und für die Zeit zu innovativ. Und doch ist dies einer der neuen zukunftsweisenden Pfade, die ich im Rahmen meiner unternehmerischen Pläne weiter erkunden und auf die ein oder andere Weise anbieten und hoffentlich auch realisieren werde ...


Gutachterliches Review für eine TEEB-Studie

Erwähnt sei hier noch mein im Spätjahr 2014 vorgenommenes Review zu einigen Kapiteln der TEEB-Studie "Ökosystemleistungen in ländlichen Räumen und ihre Inwertsetzung" im Rahmen des Forschungsprojekts "NATURKAPITAL DEUTSCHLAND". Hierzu wurde ich um einen spezifischen Gutachterkommentar gebeten - eine Aufforderung, der ich gerne nachkam, nicht zuletzt, weil ich in den Studien "The Economics of Ecosystems and Biodiversity" (TEEB) ein möglicherweise zukunftsweisendes Modell sehe, wenngleich ich die Frage der Ökonomisierung von Ökosystemen nicht unbedenklich sehe und stattdessen eine neue Humanökologie favorisiere, die jedoch unserem allzu wirtschaftsbetonten Denken und Handeln auch in naher Zukunft noch deutlich fremder sein dürfte als das Konzept der Ökosystemleistungen. 


Verschiedene Stellungnahmen und fachliche Artikel

Auch 2014 wurde eine Vielzahl von Textbeiträgen für verschiedene Zwecke und Medien verfasst, Websites und Blogs wurden betreut, Publikationen zur Veröffentlichung vorbereitet und ein Buch-Projekt sukzessive weiter entwickelt. Dazu werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher berichten. - Erwähnt sei an dieser Stelle noch eine Stellungnahme zu den Ergebissen der Kartierungen von Rotmilan-Brutvorkommen, die von der LUBW vorgelegt wurden. Hierzu war in einem Fachbeitrag die Problematik aufzuzeigen, die sich durch eine statische Betrachtung ohne Berücksichtigung dynamischer und verhaltensökologischer Raummuster zwangsläufig ergeben muss: Für eine dynamische Raumanalyse müssen auch intraspezifische Aggregationen, Migrationsereignisse, Wechselhorste, Nahrungs- und Balzflüge u.v.m. berücksichtigt werden, um der realen Raumnutzung gerecht zu werden. 


... und ein Blick nach vorne



Damit bin ich endlich vom Jahresrückblick beim Blick nach vorne angekommen. - Wer sich entscheidet, seinen Beruf einer Berufung zu widmen, muss sich mit der eigenen Authentizität des Schaffens auseinandersetzen. Das kann übrigens auch dazu führen, dass ich mich auf berufsbedingt fachlichem Level mit bürgerschaftlichem Engagement dem Bewahren von kulturlandschaftlichen und artenschutzrechtlichen Wertigkeiten annehme, wenn ich diese gefährdet sehe (daher wurde ich als Zweitvorsitzender in einem gemeinnützigen Verein aktiv, der Initiative Hoher Odenwald e.V.).  

Die Bewahrung des erd- und kulturgeschichtlichen Erbes kommt nicht mit dem geotouristisch schön gefärbten Blick in die Vergangenheit aus, sie benötigt eine Sicht in die Zukunft und erhält hierdurch eine politische Dimension. In der Sprache der Schutzkategorien muss hier auch der Aspekt "conservation" angeführt werden, der im Netzwerk europäischer Geoparks eine zentrale Rolle spielt und sich sicherlich nicht nur punktuell, sondern auch auf den flächenhaften Landschaftsschutz bezogen auswirken muss; zu ergänzen ist diese Perspektive selbstverständlich durch naturschutzrechtliche Vorgaben vor dem Hintergrund europäischer Rechtssprechung und diesbezüglicher Verpflichtungen, die Deutschland als EU-Mitgliedsstaat eingegangen ist (Natura 2000).

Das, was ich als Geograph im Rahmen meiner beruflichen und ideellen Aktivität für ländliche Regionen bisher leisten konnte - insbesondere die Schönheit und Vielfalt einer naturnahen Kulturlandschaft "inwertzusetzen", "erlebbar" zu machen und im Rahmen eines nachhaltigen Tourismus zu "inszenieren" -, das wurzelt im selben Terrain, das mich auch dazu bringt, Landschaftsästhetik, Artenschutz und ein mit der Natur verbundenes Leben engagiert zu bewahren und zu schützen. - Umso wichtiger ist dies vor allem in Zeiten, in denen sich die mitunter geradezu konträren Facetten "grünen" Denkens längst selbst nicht mehr grün sind und die Natur aufgrund verschiedener Wechselwirkungen bedrohter und schützenswerter erscheint als je zuvor - eine Zeit der Irrwege und des Wandels hat eingesetzt. Derzeit bin ich, am Rande bemerkt, mit einem Buchprojekt beschäftigt, das einige dieser Zusammenhänge in ihrer Tiefe aufzeigen möchte.


"proreg 2020" mit ergänender Ausrichtung

Für mein Unternehmen Projektbüro proreg spielt das neue Jahr 2015 eine besondere Rolle als Startpunkt einer aktualisierten inhaltlichen Ausrichtung, denn ich habe mich entschlossen, im Kontext dieser Authentizität des beruflichen Schaffens mein Profil um einige Kompetenzfelder, mit denen ich zunehmend beschäftigt bin, zu erweitern und neben Geotourismus, Umweltbildung und Regionalentwicklung ergänzende Schwerpunkte zu setzen, um damit letztlich auch unternehmerisches Neuland zu gewinnen.

Mein Fachbüro erhält bis auf Weiteres - Bezug nehmend auf die Auseinandersetzung mit Herausforderungen unserer Zeit - die neue Signatur "proreg 2020 | projektbüro für zukunftsfähige regionalentwicklung". Als Kompetenzfelder werde ich zukünftig - nach und nach - die folgenden verstärkt beackern:
Landschaftsmarketing | Geotourismus
Kulturlandschaft | Umweltgeschichte
Biodiversität | Umweltrecht
Humanökologie | Transformation
Regionalwirtschaft | Transition Region
Weitere Entwicklungen können Sie bei Interesse nach und nach der (neu zu gestaltenden) Website www.proreg.de respektive meinen Blogs entnehmen - aber eins nach dem anderen, manche Dinge brauchen Zeit. - Für die Zeit, die Sie sich zum Lesen dieser Absätze genommen haben, danke ich Ihnen nun und verbleibe mit herzlichen Grüßen, Michael Hahl. 


Bilder zum Vergrößern anklicken; Fotos: Margit Klotz, Gabriele Henn, Achim Später, Michael Hahl. 

Copyright für Text u. Bild: Michael Hahl

10. Juni 2014

Katzenbuckel-Felsen sind „Gestein des Jahres“


Exkursionstermine ab 15. Juni und Vorstellung neuer Tafeln am Waldbrunner "Feuerberg"

Das Vulkanrelikt Katzenbuckel steht immer wieder im Fokus des geotouristischen Interesses. Nachdem der Waldbrunner Hausberg im Jahr 2013 durch den von der UNESCO unterstützten Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald als „Geotop des Jahres“ ausgewiesen wurde, kommt dem höchsten Buckel des Odenwaldes auch dieses Jahr eine besondere Ehre zu: Als Phonolith bezeichnet man in der Geologie das Hauptgestein des Odenwälder „Vulkanhärtlings“; genau dieser Phonolith wurde nun vom Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) und der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG) als „Gestein des Jahres 2014“ ausgewählt.

Bis ins 18. Jahrhundert nannte man ihn noch „Klingstein“, weil dünne Platten durch Anschlag mit dem Geologenhammer einen hellen Klang erzeugen. Phonolithe sind alkalireiche magmatische Gesteine, die mineralogisch betrachtet aus so genannten Feldspatvertretern bestehen, beispielsweise dem Nephelin. In Mitteleuropa treten sie nur vereinzelt dort auf, wo es relativ jungen Vulkanismus gab, etwa in der Rhön, im Hegau, in der Eifel usw. Auch der gewaltige Ausbruch des Katzenbuckel-Vulkans vor über 65 Millionen Jahren mit anschließender magmatischer Verfüllung des Explosionstrichters hinterließ phonolithisches Gestein.

Zum Klingen wird man die Felsen draußen im Gelände aber nicht bringen, weil der Phonolith hier nicht in der Form dünner Platten vorkommt; vom Hantieren mit dem Geologenhammer ist am Katzenbuckel aufgrund seines Schutzstatus ohnehin abzusehen. Ein als „Lithophon“ bezeichnetes Klangspiel aus phonolithischem Bruchstein soll allerdings bald in der neu gestalteten Ausstellung im Eberbacher Naturparkzentrum des Naturparks Neckartal-Odenwald zu sehen und zu hören sein.

Ganz frisch am Katzenbuckel sind auch einige neu errichtete Schautafeln, die von der Gemeinde Waldbrunn in Zusammenarbeit mit dem Projektbüro proreg erarbeitet und in der Naturpark-Werkstatt hergestellt wurden. Sie stehen am längst renaturierten Steinbruchsee sowie am Gipfelfelsen und geben spannende Einblicke in die Abbaugeschichte des Phonoliths, der lange als Schotter und Splitt und selten als Werkstein Verwendung fand.

Wer mehr über die magmatischen „Klingsteine“, die ehemaligen Steinbrüche und den Vulkansausbruch am Katzenbuckel erfahren will, hat am 15. Juni und am 13. Juli wieder Gelegenheit dazu. Zu diesen Terminen finden jeweils ab 10 Uhr etwa zweistündige Exkursionen mit dem Geographen Michael Hahl im Auftrag der Gemeinde Waldbrunn statt. Ein Teilnahmebeitrag wird erhoben, Anmeldung ist nicht erforderlich. Auch zwei Faltblätter sind vor einigen Monaten erschienen und können über die Waldbrunner Tourist Information in der Katzenbuckel-Therme bezogen werden.

Weitere Informationen: Tourist Information in der Katzenbuckel-Therme, 0 62 74 - 92 85 90, E-Mail: tourismus-waldbrunn@t-online.de, Internet: www.waldbrunn-odenwald.de

16. Februar 2014

Streifzug durch den „Hohen Odenwald“

Über die Neuerfindung einer alten Landschaft 

Von Michael Hahl

„Landschaft ist der „Rahmen“, in dem sich Gesellschaft in den Raum zeichnet.“
Angelus Eisinger


Ausblick und Orientierung
Über den weiten Bergrücken des Hohen Odenwaldes scheint die Sonne. An diesem herrlichen Tag ist nichts davon zu spüren, dass diese Gegend traditionell den Namen „Winterhauch“ trägt. Ein herrlicher Tag, um die Landschaft zu Fuß zu durchstreifen – wie zum Wandern, Schauen und Entdecken gemacht! Mein Blick fällt auf den weithin sichtbaren Katzenbuckel, der mit seinen 626 Meter ü. NN den Buntsandstein-Odenwald überragt. Die Hochfläche, auf der ich gehe, liegt auf rund 500 m ü. NN. Wo die Bergrücken weiträumig gerodet und mit einzelnen Dörfern besiedelt sind, hat man leicht den Eindruck, man befände sich gar nicht in einem Mittelgebirge. Doch das Bild täuscht. Wer an einen der steilen Hänge der tief eingeschnittenen Täler gelangt, wird bald eines Besseren belehrt: Vom Katzenbuckel aus geht es in nur zwei Kilometer Luftlinie schnell auf 200 m ü. NN; und wer dort einmal bergauf wandert, der weiß, was ein Gebirge ist. „Hoher Odenwald“ – der Name ist gebräuchlich und wirft doch Rätsel auf: Welcher Teilraum des Odenwaldes ist denn hier gemeint?

Im Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, das seit den 1950er Jahren als Grundlage für Landschaftsplanungen herangezogen wird, ist die Bezeichnung „Hoher Odenwald“ nicht vertreten. Dort finden wir die Teilräume des Naturparks in den Kategorien „Südlicher zertalter Sandsteinodenwald (Neckarseitentäler)“, „östlicher zertalter Sandsteinodenwald“ (Mainseitentäler)“, „Kristalliner Odenwald“, „Bergstraße“ und „Odenwald-Neckartal“. An den Übergängen zum Muschelkalk werden zudem die naturräumlichen Einheiten „Bauland“ und „Kraichgau“ berührt. Andere Begrifflichkeiten stammen entweder aus dem Volksmund (z.B. „Kleiner Odenwald“), aus der Geschichte (z.B. „Wintterruch“ im 15. Jahrhundert, jeute "Winterhauch") oder – und damit sind wir bei der Namenserklärung für den „Hohen Odenwald“ angekommen – vor allem aus dem Tourismusmarketing.

Produktion einer Landschaft?
Landschaften sträuben sich heute mehr denn je gegen eine eindeutige Zuordnung. Schon im 19. Jahrhundert wurde klar, dass man sie aus vielen Perspektiven betrachten muss und unter naturwissenschaftlichen, kulturgeschichtlichen oder künstlerischen Aspekten beschreiben und untergliedern kann. Im Gegenwartsfokus der Postmoderne gehen althergebrachte Kategorien verloren. So muss etwa die Definition einer „ländlichen Region“ aufgrund der überall gleicherma0en verfügbaren Massenmedien und der Mobilität ihrer Bewohner zunehmend relativiert werden, während neue Siedlungsstrukturen in den urbanen Räumen die Stadt-Land-Grenze auf der anderen Seite aufweichen.

Um Landschaften zu beschreiben und voneinander abzugrenzen, reichen Modelle wie die naturräumliche Gliederung nicht aus. Landschaft ist eine dynamische Kategorie geworden, die durch das Wechselspiel mit ihren Akteuren und deren Interessen immer wieder neu produziert wird. Auch der „Hohe Odenwald“ ist genau genommen eine Neuerfindung der Landschaft, eine relativ junge Kategorisierung mit unklarer Definition. Welcher Landstrich damit genau gemeint ist, bleibt weitgehend den Interpretationen des touristischen Destinationsmanagements überlassen, das sich nicht allzu sehr um eine exakte geographische Zuordnung zu kümmern braucht.

Die Bezeichnung „Hoher Odenwald“ scheint in den letzten Jahren von der Hochfläche um den Katzenbuckel ausgehend mehr und mehr zum markentauglichen Synonym ungefähr für den Bereich der Gemeinden Waldbrunn, Mudau, Limbach, Fahrenbach und Elztal zu werden, verstärkt durch deren Geopark-Zuteilung in den so genannten „Erlebnisbereich Hoher Odenwald“. Sollte sich der Name zukünftig weiter etablieren, können wir bald beobachten, wie sich die Vorstellungen der Menschen im Selbstverständnis eines Landstrichs niederschlagen – oder anders ausgedrückt: wie eine Landschaft neu erfunden wird.

Im Rahmen der naturräumlichen Gliederung wäre mit dem „Hohen Odenwald“ das Gebiet des südöstlichen Sandsteinodenwaldes mit den Seitentälern von Neckar und Main erfasst. Spätestens im Tal der Elz wird die touristische Kategorie allerdings streitbar, denn hier fällt der gar nicht mehr so hohe Odenwald bereits auf unter 300 m ü. NN ab und mit den Ortsteilen Neckarburken und Dallau befinden wir uns am Übergang zum Muschelkalk und damit bereits auf dem Weg ins Bauland. Die geographische Ungenauigkeit einer „mentalen Landschaft“, die ihre Wurzeln im Marketing hat, ist offenkundig. Fraglos ist allerdings auch, dass der Name „Hoher Odenwald“ weitaus besser von der Zunge geht als „südöstlicher zertalter Sandsteinodenwald“.

Berg und Tal im Wechselspiel der Flussgeschichte
Als ich durch die Scheuerklinge in den Oberhöllgrund hinunter steige, verweile ich am Landgasthaus Zur Mühle, einem der „Naturpark-Wirte“, die mit ihren regionaltypischen Gerichten aus hofeigenen Produkten kulinarische Naturerlebnisse schaffen und die Kulturlandschaft im Naturpark Neckartal-Odenwald „mit Messer und Gabel“ pflegen. Nahe der Mühle beschaue ich mir den „Hohen Odenwald“ von meinem tief gelegenen Standpunkt auf gerade mal 270 m ü. NN. Im Süden steigt der Hang des Katzenbergs, im Norden der Geiersberg an. Irgendwo dort oben wurde auf über 500 m das Jagdschloss Max-Wilhelmshöhe aus den Sandsteinen des verschwundenen Oberferdinandsdorfes errichtet.

Im „hellen Grund“ kann man die Spuren historischer Wirtschaftsweise gut erkennen, und auch diese charakterisieren das Nebeneinander von Bergrücken und Bachtälern: Das Mühlrad dreht sich noch heute und zeugt – wie ein Taktschlag aus anderer Zeit – von den einst zahlreichen Getreidemühlen, die für die Versorgung der Bauern, welche auf den Hochflächen ihre Äcker bestellten, zuständig waren. Am Höllbach entdeckt man zudem die Relikte der Wiesenwässerung: mit Sandstein gefasste Kanäle, Kandel genannt, die einst das Wasser aus Bachlauf und Quellen über die Hangwiesen leiteten, um die Vegetationsperiode zu verlängern.

Auch die tief eingeschnittenen Bachtäler prägen den landschaftlichen Charakter des Hohen Odenwaldes. Damit wird klar, dass sich die naturräumlichen Einheiten ineinander verzahnen, denn die Kerbtäler und die fast schluchtartigen Klingen des südöstlichen Sandsteinodenwaldes sind nur im Kontext des Neckartals oder – wie am Mudauer Ünglert – des Maintals zu verstehen. Als vor über 30 Millionen Jahren der Höhenversatz zwischen dem nördlichen Oberrheingraben und dem Odenwald begann, bildeten sich erstmals westwärts gerichtete Fließgewässer. Vor allem in den letzten fünf Millionen Jahren konnten sich Neckar und Main immer weiter ins Gebirge einsägen. Noch heute beträgt der vertikale Versatz zwischen Odenwald und Rheingraben nahezu 0,3 mm im Jahr. Mit den großen Flüssen haben sich auch die Nebengewässer in den Sandstein gefressen: die Itter, die Mud, die Elz und schließlich die kleineren Bachläufe wie der Höllbach. Die steilen Klingen markieren die Übergänge von der Hochfläche zu den Bachtälern. Gewaltige Höhenunterschiede entstanden und der Odenwald erhielt sein Gesicht.

Explosiv! Vulkanrelikt Katzenbuckel
Von der nördlich des Höllgrunds gelegenen Hochfläche sehe ich noch einmal den Katzenbuckel – ein erhebender Ausblick. Im geistigen Auge des Geologen beginnt sogleich eine Art Animationsfilm, welche die Entstehung des Vulkans bildhaft rekonstruiert. Vor rund 65 Millionen Jahren hatte es hier kräftig „geknallt“. Der explosive Vulkanausbruch wurde vermutlich durch Magma-Grundwasser-Kontakt ausgelöst, der zu einer Wasserdampfexplosion führte. In den hierdurch ausgeschossenen Explosionstrichter ergossen sich glutflüssige magmatische Schmelzen und erstarrten.

Verwitterung und Erosion nagten Millimeter für Millimeter an der Landoberfläche und trugen die Sedimentgesteine des Jura, des Keuper und des Muschelkalk ab, bis schließlich – aus der Gegenwartsperspektive betrachtet – der obere Buntsandstein freigelegt war. Dort aber, wo das harte magmatische Gestein im Explosionstrichter steckte, traf die Erosion auf größeren Widerstand und modellierte aus dem verfüllten Trichter einen Berg: den Katzenbuckel. Andere vulkanische Vorkommen, die teils weitaus schlechter erhalten blieben – und vereinzelt nur zufällig durch Baugrunduntersuchungen gefunden wurden, wie der kleine Tuffschlot in der Waldbrunner Eisigklinge – machen deutlich, dass der Odenwald eine feurige Vergangenheit hat.

Kultur malt sich in die Landschaft
Mein Weg führt vorbei am Felsenhaus, wo sich nach 1800 der Räuber Hölzerlips mit seiner Winterhauchbande versteckt haben soll, bis zum verschwundenen Unterferdinandsdorf, das um 1850 aufgegeben wurde. Altes Mauerwerk zeugt noch heute von dem gravierenden Elend der Odenwälder Bevölkerung im frühen 19. Jahrhundert. Siedlungsaufgaben, so genannte Wüstungen, waren nur der Gipfel des Eisbergs einer verarmenden Gesellschaft, der schließlich zu einer Massenauswanderung nach Amerika führte. Das Leben war hart auf dem Winterhauch!

Heute sind die Spuren dieser schlimmen Zeit in den Archiven dokumentiert – und manchmal auch noch im Gelände, dort, wo sich der Wald längst wieder alte Siedlungsflächen zurückgeholt und als Zeugnis der Armut nur Mauerreste übrig gelassen hat. Neben Ferdinandsdorf erinnert man sich im südöstlichen Odenwald auch an das verschwundene Dorf Rineck, das einstmals auf einem Bergrücken der heute zu Elztal gehörenden Höhenzüge lag. Im Reisenbacher Grund erreiche ich Mudauer Gemarkung und steige wieder auf 500 m ü. NN bis zum Römerkastell bei Oberscheidenthal, wo ich an der Porta Principalis Dextra darüber nachsinne, dass sich in unseren Landschaften nicht nur die heutige Zeit, sondern auch die Vergangenheit in den Raum hinein zeichnet. Ganz ähnlich, wie sich Flüsse und Bachläufe in den Sandstein des Gebirges schneiden, hinterlässt jede Kultur tiefe Eindrücke, die aus den Vorstellungen ihrer Zeit hervorströmen.

Die Römer am Neckar-Odenwald-Limes, die germanischen Gesellschaftsformen, die im Hohen Odenwald schließlich zur hochmittelalterlichen Siedlungsperiode führten, die Entwicklungen der Neuzeit – alles prägte den Landstrich auf seine Weise. Auf dem Weg nach Mudau zeugen die nun häufiger sichtbaren Steinkreuze und Bildstöcke – ich erinnere mich auch an den wunderbaren Dreisteg auf Limbacher Gemarkung – von der Bedeutung der Pilgerwege und Wallfahrten. Der Odenwald ist nicht zuletzt eine Sakrallandschaft. Beim Wandern wird klar, wie sich Vorstellungen der Menschen – damals wie heute – im Odenwald verewigen. Die Landschaft hat viel zu erzählen. Und nicht nicht selten ist der schnellste Weg, sie zu entdecken, der langsamste: zu Fuß.

Artikel erstmals veröffentlicht im Jahresheft des Natzrparks Neckartal-Odenwald 2011
(c) M. Hahl 2011

29. September 2013

Vulkanrelikt Katzenbuckel durch Geotop-Auszeichnung und Faltblätter gewürdigt

Zur Auszeichnung des Katzenbuckels als "Geotop des Jahres 2013" - mit Feierstunde und Exkursion am 15. September gewürdigt - erschienen gleich zwei neue Faltblätter über das 626 m hohe Waldbrunner Vulkanrelikt: Eines wurde von Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald herausgegebenen, ein zweites von der Gemeinde Waldbrunn. An beiden "Flyern" wirkte das Projektbüro proreg maßgeblich mit.

„Kommen Sie mit auf einen virtuellen Flug in die Erdgeschichte ...“, so führt das neue Faltblatt der Gemeinde Waldbrunn in die Geologie des Katzenbuckels ein. Inhaltlich wurde es von Geograph Michael Hahl vom bearbeitet, der sich seit über zehn Jahren mit der Geologie und Steinbruchgeschichte des Waldbrunner Hausbergs befasst. Ein Schwerpunkt des Blatts behandelt den explosiven Ausbruch vor über 65 Millionen Jahren und berücksichtigt dabei aktuelle Forschungen. Auch die Steinbruchgeschichte wird thematisiert; schließlich bereichert ein Exkurs zum Schädelabdruck des Riesenlurchs „Odenwaldia heidelbergensis“, der unweit des Katzenbuckels gefunden wurde, den Überblick. Geotouristisch ist der Katzenbuckel ein Highlight für die Gemeinde und für die Region.

Anke Lenz von der Tourist-Information Waldbrunn war für die Gesamtkoordination zuständig. Das Faltblatt ist in der Tourist-Information in der Katzenbuckel-Therme und in der Eberbacher Geschäftsstelle des Naturparks Neckartal-Odenwald erhältlich. Die nächsten Geoexkursionen am Katzenbuckel unter Leitung von Michael Hahl finden am
Sonntag, 13. Oktober und
Sonntag, 03. November 2013,
jeweils ab 10.00 h statt.