Neunzig Jahre ist es her, da wurde das basaltähnliche Gestein am Waldbrunner Katzenbuckel – heute ein landschaftliches Kleinod – für den gewerblichen Großabbau freigegeben. Im April 1922 ließ sich das Basaltwerk Katzenbuckel, eine Zweigfirma der Porphyrwerke Weinheim, ins Handelsregister Eberbach eintragen. Im selben Jahr trat dann ein Pachtvertrag mit der Gemeinde Waldkatzenbach in Kraft, mit dem man der neu gegründeten GmbH auch das Recht einräumte, „ein Steinklopfwerk mit allen dazugehörigen Nebenanlagen“ auf dem Katzenbuckel zu errichten. – Eine Geoexkursion, die am 3. Juni im Rahmen der Europäischen Geoparkwoche stattfindet, wird nicht nur den Vulkanausbruch geologisch beleuchten, der vor über 65 Millionen Jahren zur Entstehung des Katzenbuckels führte, auch die einstigen Steinbrüche Michelsberg und Gaffstein werden dem Freizeitpublikum dabei vorgestellt.
Schon im ausgehenden 19. Jahrhundert hatte der Bedarf an
hartem Gestein vom Katzenbuckel zugenommen. Man verwendete die zu Schotter
zertrümmerten Basaltbrocken vor allem für den Straßenbau. Eine geologische
Kartierung von Wilhelm Freudenberg, veröffentlicht im Jahr 1906, zeigt genau dort,
wo heute das Restaurant Turmschenke steht, noch einen Gesteinsaufschluss. Hier
hatte der damalige Eigentümer des Geländes, Wilhelm Krämer, ein kleines
Steinklopfwerk errichtet; nicht weit davon entfernt begann auch die Gemeinde
Waldkatzenbach Basalt zu brechen. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte mit der
Verpachtung an das neue Basaltwerk Katzenbuckel dann der großgewerbliche Abbau
ein, durch den ein Teil des Berges für fünf Jahrzehnte zur Bergbaulandschaft
werden sollte.
(Geologische Karte aus: Freudenberg, W., 1906, Geologie und Petrographie des Katzenbuckels im Odenwald. Mitteilungen der
Badischen Geologischen Landesanstalt, 5, 185-344)
Im Zweiten Weltkrieg kam der Abbau zunächst zum Erliegen,
setzte aber nach 1945 wieder ein. Seit 1955 nahm die jährliche Produktionsmenge
mit einem neuen Pachtvertrag zwischen Gemeinde und Basaltwerk stark zu und
betrug bald das Zehnfache des Jahresabbaus der 20er Jahre. Als man sich im
Bereich des Michelsbergs Sohle für Sohle tiefer ins Gestein hineingesprengt
hatte, war es in den 60er und 70er Jahren schließlich immer schwieriger
geworden, hier noch rentabel abzubauen. Da man bei den Sprengungen offenbar
einen alten Grundwasserleiter „angezapft“ hatte, bildete sich ein
Steinbruchsee (Foto: Blick in den aufgelassenen Steinbruch am Michelsberg; Aufn.: Hahl). Bald begrenzten auch die Belange des Landschaftsschutzes und der
touristischen Entwicklung das Abbaupotenzial, wie Gerhard Neureither in einem
sehr gut recherchierten heimatkundlichen Beitrag ausführt, erschienen 2004 in der
Ortschronik Waldkatzenbach, zum „Steinbruch am Katzenbuckel“.
Im Jahr 1974 wurde der Steinbruchbetrieb endgültig stillgelegt. Die „Landschaftsnarbe“ konnte sich seither durch natürliche Sukzession zum wertvollen Biotop entwickeln. Der See und die markanten Felswände im einstigen Steinbruch am Michelsberg sind den Besuchern des Katzenbuckels wohlbekannt. Am ehemaligen Gaffsteinbruch wird in diesem Sommer zudem eine neue Lehrpfad-Tafel errichtet, die zur Zeit bearbeitet wird. Wer sich mit den Steinbrüchen sowie den geologischen und vulkanologischen Geheimnissen des Vulkanrelikts weiter vertraut machen möchte, kann am kommenden Sonntag, dem 3. Juni um 14 Uhr an den Parkplatz neben der Waldbrunner Turmschenke kommen, um gegen einen Unkostenbeitrag von 4,50 Euro an einer zweistündigen Geoexkursion mit Michael Hahl im Auftrag der Gemeinde Waldbrunn teilzunehmen. Sommerliche Katzenbuckel-Exkursionen werden dann am 15. Juli und 9. September unter Leitung von Hahl und am 19. August mit Dr. Marco Lichtenberger stattfinden, auch im Herbst folgen zwei weitere Führungen.
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