23. November 2010

Der "Steinerne Schrank" am Weiselberg ...

... und seine merkwürdigen Rippen

"An den Felsen zeigen sich 2-3 cm dicke Aplit-Gängchen mit Quarz- und Orthoklaseinsprenglingen in mikropegmatischer Grundmasse, die von Schuster als Rhenopalite bezeichnet wurden und deutlich als Rippen herausgewittert sind."
(SCHNEIDER u. JUNG 1991, Geologischer Führer Saarland)

Damit scheint die Genese der Rippen am "Steinernen Schrank" (Foto: Achim Später), einer Felsformation südlich des Weiselbergs bei Oberkirchen (Freisen, Landkreis St. Wendel) im Grundsatz geklärt: Magmatische Schmelzen oder hydrothermale Lösungen drangen in wohl durch Druckentlastung entstandene Spalten.

Durch Druckentlastung können sich bei der Erstarrung magmatischer Schmelzen bekanntlich Säulen ausbilden, besonders Basaltsäulen. Meist eher dicksäulige Formen kommen auch bei Rhyolithen, Andesiten oder Daziten vor. An einem Hang des Weiselberges finden wir am "Steinernen Meer", einem eiszeitlichen Blockstrom, vereinzelt auch (wohl dazitische) Säulen (Foto: Hahl).







Rhyolithe, Andesite oder Dazite sind allerdings häufiger von plattiger Absonderung als von Säulenbildung gekennzeichnet. Der Bildauszug unten (Foto stammt aus Roland Vinx 2005, Gesteinsbestimmung im Gelände, S. 135) zeigt eine plattig-bankige Form bei Phonolith.















Auch am "Steinerner Schrank" vermute ich eine plattige Absonderung mit späterer Verfüllung der Spalten durch intrusive Schmelzen. Ob die Vermutung Bestand hat, muss weiter im Gelände geprüft werden. Dabei wird es auch darum gehen, vertikale Strukturen nachzuweisen, die belegen können, dass die Gänge nicht nur auf einer Ebene verblieben, sondern sich weiter ins nächsthöhere "Stockwerk" bewegten, um sich dort wiederum horizontal auszubreiten.

Plattige Absonderung oder säulige Erstarrung und spätere magmatische Verfüllung können nur zu einem Zeitpunkt aufgetreten sein, als sich der ganze Felskörper noch (schätzungsweise viele Zehnermeter oder einige Hundertermeter) unter der Landoberfläche befand, umgeben vom bis dato nicht erodierten permischen Sedimentgestein. Eventuell folgte nach der erosiven Freilegung des "Steinernen Schranks" auch eine Verkippung des Felsens.

Im Übrigen müssen wir davon ausgehen, dass spätestens seit der erosiven Freilegung des Massivs "Steinerner Schrank" natürlich auch die Verwitterung an dem Felsen nagte: "Rippen" und Zwischenräume müssen seither folglich schon stark abgenagt und weit zurückversetzt worden sein. "Gleitflächen" oder ähnliche Spuren, die nur rein äußerlich in Erscheinung getreten wären, müssen daher m.E. aus der genetischen Interpretation ausgeschlossen werden, weil sie heute längst der Erosion zum Opfer gefallen wären.

Da die Bezeichnung Aplit oft auf granitoide Tiefengesteine oder Subvulkanite beschränkt wird, stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Hauptgestein. Die alte Lokalbezeichnung "Tholeyit", die sich bei BRITZ 1953 für dieses Gesteinsvorkommen südlich des Weiselberg-Gipfels findet, muss heute zu reichlich Verwirrung führen. Die Typlokalität am Tholeyer Schaumberg wurde bereits von JUNG 1958 auf Mineralbestand und chemische Zusammensetzung untersucht und der alte Tholeyit-Begriff musste relativiert werden. Nach der Intrusion des Lagergang-förmigen Schaumberg-Vorkommens kam es zu einer gravitativen Kristallisationsdifferentiation: Im Endeffekt bedeutet dies, dass sich eine ganze Reihe an mineralogischen und geochemischen Variationen bilden konnte. Mit den einstmals als "Tholeyit / Tholeiit" bezeichneten Vorkommen konnten - aus heutiger Sicht und mit heutigen Begriffen - die Gesteine Andesit, basaltischer Andesit oder Latit gemeint sein, im weiteren Sinne sogar eine Gesteinsvariation von Olivinbasalten bis zu Dioriten. Somit ist der alte "Tholeyit" zu einem gegenwärtig äußerst unkonkreten Begriff geworden, mit dem nicht mehr gearbeitet werden kann - ein Begriff aus einer früheren Zeit mit anderem Forschungshintergrund.

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