28. Mai 2009

Ferdinandsdorf – eine verschwundene Ortschaft im südlichen Odenwald

Streifzüge durch Mensch-Umwelt-Beziehungen
im 19. Jahrhundert

Eine Themenwanderung

(kbd/mh) Am Pfingstmontag, dem 1. Juni, lädt der Kreisverband von Bündnis90/Die Grünen alle Interessierten zu einer Themenwanderung auf den Spuren verschwundener Dörfer im hohen Odenwald ein. Als Leiter der Tour wurde der Geograph Michael Hahl engagiert, der die Wüstungsgeschichte an den Originalschauplätzen erläutert. Treffpunkt ist an der Kuranlage in Mülben um 10.00 Uhr. Wanderproviant sollte nicht vergessen werden, denn etwa vier Stunden lang geht es, mit mehreren Pausen und vielen Erläuterungen, über das ehemalige Oberferdinandsdorf und das sagenumwobene Felsenhaus bis zum Unterferdinandsdorf im Reisenbacher Grund. Dort gibt es eine Einkehrmöglichkeit und es stehen Fahrzeuge für den Rücktransport bereit. Anmeldungen sind nicht erforderlich.

Foto/Copyright: Hahl
Die Mauerreste und Ruinen Unterferdinandsdorfs können vieles berichten. Die Ortsgründung durch den Grafen von Wiser fällt ins Jahr 1712. Im frühen 19. Jahrhundert führten Bevölkerungswachstum und Missernten zu immer elenderen Verhältnissen, die schließlich in der Ortsauflösung um 1850 mündeten. Viele Ferdinandsdorfer wanderten nach Amerika aus. Wesentliche Ursachen für diese Entwicklung sind in der landesherrschaftlichen Gründung mit Defiziten zu suchen. Die Siedlung wurde nicht zukunftsfähig gestaltet, wie die Erläuterungen auf der Themenwanderung zeigen werden.

Doch nicht nur gesellschaftliche Gründe, auch naturräumliche, geologische und klimageschichtliche Faktoren waren mitverantwortlich für das Ende Ferdinandsdorfs. So führte ein gigantischer Vulkanausbruch in Indonesien, durch den gewaltige Mengen Feinstaub in der Atmosphäre bis nach Europa transportiert wurden, zum „Jahr ohne Sommer 1816“. In Ferdinandsdorf waren solche klimatischen Schwankungen dramatisch zu spüren. Das Ende des Doppelweilers wirft auch ein Licht auf die Mensch-Umwelt-Beziehungen im 19. Jahrhundert.

Nachwort: Etwa sechzig (60!) Mitwanderer waren auf den Spuren des Doppelweilers Ober- und Unterferdinandsdorf dabei - eine sehr gut besuchte, entspannte Themenwanderung mit gut gelaunten, aufmerksamen Zuhörern aus dem gesamten Neckar-Odenwald + Nachbargebieten.
Schön, dass Sie mit dabei waren!

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