19. August 2010

Ölberg - Relikt eines uralten Vulkanismus

Am Westrand des Odenwaldes ragen bei Schriesheim, aber auch bei Weinheim und Dossenheim, markante Felswände aus Wald und Weinbergen hervor. Es sind die charakteristischen Spuren alter Steinbrüche, die in einem quarzreichen Rhyolith („Quarzporphyr“) angelegt wurden. Aus der Übergangszeit zwischen Karbon und Perm stammend hat dieses vulkanische Gestein ein Alter von rund 300 Millionen Jahren.

Hervorgegangen sind sie aus einer früheren Gebirgsbildung, ähnlich der heutigen Heraushebung unserer Alpen. Diese Gebirgsbildung wurde schon seit dem Devon von Magmenintrusionen begleitet. Granitoide Schmelzen stiegen aus zunehmend größeren Tiefen der Lithosphäre nach oben, drangen zunächst in die unteren Stockwerke des Hochgebirges ein und schlugen zum Ende des Gebirgsbildungsprozesses bis an die damalige Erdoberfläche durch.

Bald schon begann die Erosion kräftig an dem Gebirge zu nagen. Dann kam es im Lauf von Jahrmillionen zu weiteren Ablagerungen: Jüngere Sedimentgesteine überdeckten die Granite und Rhyolithe aus der variszischen Zeit. Später, vor etwa 50 Millionen Jahren, als die Entwicklung des Oberrheingrabens begann und sich schließlich auch der Odenwald als Mittelgebirge emporhob, wurden die Reste des variszischen Grundgebirges freigelegt - und mit ihm kamen der Granit des Kristallinen Odenwaldes und der Rhyolith als Relikt des permokarbonen Vulkanismus wieder zum Vorschein.

Seit 1998 ist der stillgelegte und renaturierte Steinbruch am Ölberg ein Naturschutzgebiet und gehört mittlerweile zur Natura 2000-Gebietskulisse Baden-Württembergs. Ein Rundweg führt um die eindrucksvolle Felswand und ermöglicht faszinierende Fernblicke in den Steinbruch und weit über die Rheinebene. Eine Kletterverordnung hilft dabei, Naturschutz und Freizeitverhalten in Einklang zu bringen.


Veränderter Auszug aus:

HAHL, M. (2005): Im Land der Vulkane - Kontinente in Bewegung. Eine Exkursion zum permokarbonen und tertiären Vulkanismus im UNESCO-Geopark Bergstraße-Odenwald. In: Exkursionsführer zur 9. Internationalen Jahrestagung der Fachsektion GeoTop in der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG). Lorsch. S.85-90

Publiziert im GPS-Guidesystem "WanderWalter" unter http://karte.wanderwalter.de/naturpark-neckartal-odenwald/
Text/Foto: M. Hahl

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